Im Bootskeller

Veröffentlicht am 30. Mai 2020 um 12:00

Manchmal muss man schon zu Lebzeiten in die Unterwelt abtauchen. Ende Mai war es so weit: Die Tankreinigung stand an. In der letzten Segelsaison hatten wir zwei Mal Motorprobleme. Das war gar nicht lustig - auf hoher See. Eine dänische Katamaranfähre mit einem riesigen Wellenschlag kreuzte unseren Kurs. Wegen des sonnigen und windstillen Wetters fuhren wir unter Motor. Der aber stotterte und setzte aus. Diagnose: Dieselpest. Der Kraftstoff im Tank wurde so verwirbelt, dass Dieselschleim in die Leitungen gelangen konnte: Herzinfarkt des Motors.
Das Biozid Grotamar darf seit Dezember 2018 allerdings an Privatanwender nicht mehr verkauft werden. Und die noch zugelassenen Mittelchen versprechen nur eine Verlangsamung des biologischen Prozesses, keine Heilung.
Am Sonnabend im Mai machte ich mich daher an die Arbeit; ab in die Backskiste und noch eine Etage tiefer in den Schiffsbauch. Präpariert hatte ich mich: 12-V-Öl/Dieselpumpe, transparenter Schlauch ca. 10 mm, ausreichend Dieselkannister, Trichter, Leinenstoff zum Filtrieren und meine Erfindung: Aluminiumrohr ca. 5 mm dick. Am Alu-Rohr wird das Ende des Schlauchs mit Kabelbindern befestigt, so dass man den Schlauch im Tank gut führen kann. Nach Öffnen der Inspektionsluke wird mit dem geführten Schlauch vom Tankboden her abgesaugt. Der abgesaugte Diesel mit Dieselschleim und verfestigten schwarzen Partikeln wird durch den Stofffilter in die Kannister filtriert. In meinem Fall war nach Absaugen von ca. 80 Litern alles clean. Den gereinigten Diesel entsorge ich in den nächsten Wochen in meinem PKW. Dieselfilter und Wasserabscheider wurden selbstverständlich auch gewechselt. Es war mein bisher dreckigster Tag an Bord. Aber ich bin mir sicher, es kommen wieder bessere Tage. ✌


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