Verjüngung

Veröffentlicht am 24. Juli 2019 um 13:30

„Haben wir heute eigentlich Mittwoch“, fragte mich unvermittelt meine bessere Hälfte beim Frühstück. “Schwer zu sagen“, war meine knappe Antwort.
Nach einer kurzen Pause - wobei ich damit rechnete, dass meine mürrische Antwort Kritik erregt hätte, kam eine völlig entspannte Reaktion:
„Ja, ..., wir sind angekommen.“
„Ja“, antwortete ich, „lassen wir es offen!“
Gibt es etwas Schöneres für Segler, als nicht zu wissen, wo die Zeit geblieben ist. Drum segeln wir! Wenn der Wochentag zum Rätsel wird, wird das Leben klar.

Vor rund 500 Jahren, machte der Italiener Antonio Pigafetta ähnliche Erfahrungen. Er war als Chronist mit Magellan auf Weltreise gegangen. Am 20. September 1519 stachen 237 Mann mit fünf spanischen Galeonen unter Führung des Portugiesen Ferdinand Magellan in See. Eine Multi-Kulti-Truppe von Gescheiterten, Abenteurern und Hasardeuren. Nach der Weltumrundung in drei Jahren, dem Verlust von vier Schiffen und dem Tod Magellans auf den Philippinen kam ein verlorener und geschundener Rest von 18 Seeleuten wieder in Spanien an. Und Pigafetta war dabei. Er hatte fleißig und penibel, wie es sich für einen Chronisten gehört, jeden Tag gezählt. Aber welch ein Irrtum: An Bord war Mittwoch, in Spanien aber schon Donnerstag.
Wie konnte ein Tag verloren gehen? Trotzig beharrte er darauf, richtig gezählt zu haben. Kaiser Karl V. rief die klügsten Professoren zusammen, der Papst war beunruhigt und das gesamte Abendland rätselte. Immer westwärts steuernd, gegen die Erddrehung, muss den Weltumseglern auf geheimnisvolle Weise ein Tag aus dem Kalender gerutscht sein. 18 Mann hatten der Unendlichkeit Zeit abgerungen und waren einen Tag jünger geworden.


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